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Geheimnisse des Kassenarztwesens

Liebe Freunde,
nachdem der Spreebogen aus dem Urlaub zurück ist, bin auch ich, der Leibarzt, wieder dort verortet. Daß ich heute etwas über das Kassenarztwesen schreiben soll, ist auf der einen Seite so, als ob man den Blinden auffordert über die Farbe zu schreiben, andererseits habe ich natürlich auch den von gierigen Interessen ungetrübten Blick von außen, denn wie Sie sicher schon vermutet haben, ist meine Spreebogenpraxis natürlich nicht von dieser Kassenwelt. Wie meinte doch neulich meine Patientin U. von GM, als sie es sich auf meinem Behandlungsstuhl gemütlich gemacht hatte: "Wenn Sie Kassenarzt wären , mein lieber Doctor, ich wäre ja meines Lebens nicht mehr sicher!" Und sie kann versichert sein, solange ich meine Hand über ihre Gesundheit halte, wird sie kein Schnupfen dahin raffen.
Eine meiner wichtigen Aufgaben in der Behandlung des Spreebogens besteht ja darin, meine Halbgötter in Zwirn und Nadelstreifen nicht nur von ihrer eigenen Sterblichkeit und Kränklichkeit zu befreien, sondern sie auch mit dem Leiden des gemeinen Volkes empathisch vertraut zu machen.
Und dieses Leiden verbindet sich aufs Engste mit dem sogenannten Kassenarztwesen. Eine Institution, die ihrer Kundschaft voraus hat, daß sie nicht sterben, aber trotz ihrer Fortexistenz auch nicht leben kann.
Die Erfinder, deren Gebeine schon lange irgendwo gnädig modern, haben eine so geniale Konstruktion gefunden, daß die Beteiligten alle sich nicht trauen, sie wieder aus der Welt zu schaffen, so sehr sie es sich andererseits wünschen.
Die Erwählten dieses System, die sogenannten "niedergelassenen Ärzte", ein Wort auf das man trefflich Witze machen könnte, bekommen den Cocktail einer großen Illusion gereicht: daß sie frei, selbstständig und unabhängig seien, daß sie selbst wirtschaften könnten, daß sie ihres Glückes Schmied und ihrer Patienten Heil seien und daß sie sicher und gut in diesem System leben könnten, daß sie die frei assoziierten Mitglieder der kassenärztlichen Vereinigungen seien, deren Politik sie bestimmten.
Die Wirklichkeit sieht natürlich anders aus: es handelt sich um eine Art mittelalterliches Lehen, d.h. dafür daß man in den erlauchten Kreis aufgenommen wird - man muß dafür oft auch noch heftig bezahlen - bekommt man einen Wirkungskreis, den man, vor Konkurrenz zumindest scheinbar beschützt, für sich ausbeuten darf, so man sich an die Regeln hält. Diese Regeln sind gefaßt in Bücher, vor denen die Bücher der Weltreligionen in Umfang und Rigor erblassen müßten, wenn sie denn außerhalb des iniitiieren Kreises überhaupt gelesen und verstanden würden. Diese Regeln definieren Notwendigkeiten und Wirtschaftlichkeiten, und sie kommunizieren kryptische Leistungsziffern, deren wirklicher Inhalt in € und Cent in einer quartalsweisen Ziehung der Lottozahlen genauso adäquat bestimmt werden könnte.
Heerscharen von Schreibtischbewohnern im Solde der Krankenkassen, der Kassenärztlichen Vereinigungen und auch der hohen Politik sind ständig damit befasst diese heiligen Bücher auszulegen und umzudeuten und natürlich auch damit ihren Inhalt zu vermehren und zu reformieren. Die Reformation ist für das Kassenarztwesen ein so ständiger Begleiter, daß man in Umdeutung anderer Theoretiker auch von einem "Stadium der permanenten Reformation" sprechen könnte und das ganze unter Oberhoheit zumeist weiblicher Päpste.
Aber der Sinn ? Es ist nicht ohne Sinn, denn es geht darum, daß für die Krankenbehandlung der Massen nicht mehr ausgegeben wird als unbedingt nötig, und daß man die Agenten findet, die das für die hohen Herrschaften erledigen. Diese Agenten müssen das Gefühl der Privilegierung haben, sie dürfen aber auch nicht so viel kosten, und das ganze muß den Anschein eines heiligen Zweckes haben: die Gesundheit unser höchstes Gut.
Die horrenden Geldsummen, die für die Krankenkassen aufgebracht werden, stellen natürlich ein Objekt für große Begehrlichkeiten dar. Viele gierige Menschen sind ständig damit beschäftigt darüber nachzudenken, wie sie immer größere Teile dieser Milliarden in ihre Taschen umlenken könnten, durchaus auch Ärzte, denn sie werden ja gerade für die Monetik des Lehens ausgebildet und angeworben. Aber die eigentlichen Profiteure sitzen wie üblich anderswo: je undurchsichtiger das System ist, um so weiter verteilen sich die Profite.
Warum wird das System nicht abgeschafft? Gibt es wirklich nichts Besseres? Durchaus möglich, aber alle Beteiligten haben sich mit den Regeln dieses Verteilungskampfes eingerichtet. Würde man alles vereinfachen, käme es zu möglicherweise heftigeren Verteilungskämpfen nach unstabilen, unberechenbaren Regeln. Das könnte zur der späten Erkenntnis führen, daß permanente Reformation ein Klacks ist gegen permanente Revolution.


Meister 26.08.2007, 11.22

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