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Lehren für die Schweinegrippe




Im Januar/Februar 2009 hatten wir eine heftige Grippewelle mit zigtausenden Erkrankten. Es waren am meisten Kinder betroffen, kleinere mehr als größere, es gab natürlich auch erkrankte Erwachsene, das fiel aber vergleichsweise wenig ins Gewicht. Die Praxen waren überfüllt, zeitweise konnten für einen Tag keine weiteren Patienten mehr angenommen werden, was Unmut hervor rief, aber eigentlich selbstverständlich ist, denn wenn man unbegrenzt zu viele Patienten annimmt und diese unzumutbar lange warten lassen muß, ist das für alle Beteiligten auch nicht von Vorteil.

Die Zahl der Grippekranken entwickelte sich nicht parallel zur Grippestatstik, sondern sie lief ihr voran, d.h. wir hatten schon mindestens 2 Wochen vor der öffentlichen Ansage das sichere Gefühl, dass wir es mit Grippe zu tun haben.

Das Gefühl haben heisst, man weiß es natürlich nicht genau, weil die Symptomatik sehr variabel ist und die Abstriche sowieso nur gemacht werden, wenn man einen Verdacht hat, da sie aber keine praktische Konsequenz bei der normalen Grippe haben und sowieso erst dann ein Ergebnis kommt, wenn es für den individuellen Patienten zu spät  ist, kann man dies auf begründete Ausnahmefälle beschränken.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, ob wir jetzt in den nächsten Tagen diese begründeten Ausnahmen machen, weil die Frage ist, wann uns die Schweinegrippe erreicht. Aber so einfach wird es auch nicht sein, diesen Nachweis zu führen, da die normalen Labore ihn nicht machen können. Nett ist in diesem Zusammenhang, dass über Meldepflicht amtlich schwadroniert wird, anstatt klare Ansagen zu machen, wohin Abstriche in Verdachtsfällen gehen sollen.

Denn für unsere Maßnahmen ist genau der Zeitpunkt wichtig, wenn wirklich damit zu rechnen ist, dass mindestens 1 Patient mit diesem Virus kommt.

Wenn es heute in der Zeitung heisst, dass in Berlin jemand mit Schweinegrippe identifiziert wurde, dann könnte dieser Zeitpunkt in der letzten Woche schon gekommen sein.

Gerade wenn die Schweinegrippe mit leichten Symptomen im Moment einhergeht, besteht kaum eine Chance, dass die Ausbreitungsdiagnostik da Schritt hält. Die Dunkelziffer wird bei einer sehr ansteckenden leicht verlaufenden Erkrankung wahrscheinlich mindestens 1:1000, eher 1:10000 sein.

Es gibt ein Vorurteil über Grippe, das total falsch ist, auch wenn es ständig gestreut wird: es wird überall geschrieben: "Grippe ist wenn Fieber, Kopfschmerzen, schwerer Husten, schweres Krankheitsgefhl auftreten". In Wirklichkeit ist die Symptomatik total variabel, es kann natürlich so ein Vollbild vorliegen, aber es gibt auch ganz anders verlaufende Grippeerkrankungen im Einzelfall. Deshalb ist es  völlig unsinnig zu versuchen, mit Fieberscannern auf Flughäfen, die Ausbreitung einzudämmen, genauso ist es falsch, wenn gesagt wird, dieser oder jener Patient könne nicht die Grippe haben, weil ihm dieses oder jenes Symptom fehlt.

In Wirklichkeit, das sagt die Grippeepidemie jedes Winters, ist es völlig unmöglich die rasante Ausbreitung eines solchen Virus zu verhindern, die beste Waffe dagegen ist vielleicht der Sommer auf der Nordhalbkugel, weil die Ansteckungswahrscheinlichkeiten im Sommer geringer sein sollten, aber darauf kann man sich nicht verlassen.

Im Moment verlaufen die Erkrankungen leicht, das ist sicher eine gute Nachricht, aber das kann sich natürlich ändern, es ist schon früher so gewesen, dass die zweite Runde um die Welt die eigentlich tödliche war.

Ist es dann nicht besser, sich in der ersten Runde zu infizieren, damit man in der zweiten immun ist? Das ist in der Tat eine sehr interessante Frage, auf die ich bisher aber keine verläßliche Antwort gefunden habe. Wahrscheinlich wird die Antwort aber lauten: es ist im Prinzip ein Vorteil schon in der ersten Runde gegen einen solchen Typ immunisiert zu sein, außer wenn der Typ sich zur zweiten Runde so ändert, dass man nicht mehr immun ist. Aber dann wäre auch die hektische Impfstoffsuche vergebens.

Was sollen wir also tun?

Die eigentlich schwierige Phase ist jetzt. Denn wir wissen nicht, wann wir verschärfte Maßnahmen treffen sollen. Das medizinische Personal wird sicher in erster Front mit dem Virus infiziert, muß also primär geschützt werden.

Da wir in Kinderarztpraxen am meisten durch Anhusten und Niesen von Kindern infiziert werden, könnte die Zurückhaltung von Kindern aus dem Anmeldebereich wirken, wird sich praktisch aber nicht durchsetzen lassen, da keine Mutter akzeptiert, dass ihr Kind eine Infektionsquelle sein könnte. Ein Mundschutz könnte hilfreich sein, aber beim Anhusten wirkungslos, da die Aufnahme der Erreger oft auch über die Augen stattfindet. Deshalb ist das Waschen des Gesichts bei Kontaminationsverdacht sicher eine gute Maßnahme, das muß man aber gleich machen, wenn man angehustet wird. Händewaschen ist selbstverständlich, und das Essen im Arbeitsbereich muß strikt untersagt werden.

Ob man mit solchen Maßnahmen etwas erreicht, ist zweifelhaft, aber man muß gerade in der Anfangsphase versuchen sich zu schützen, denn man steckt sich immer da an, wo man es nicht vermutet, das ist grundsätzlich so von Grippe bis AIDS.

Und wenn die Welle dann da ist?

Auch in diesem Fall sind die Vorgrippewellen lehrreich. Natrlich stürmen bei einer Epidemie Massen von Erkrankten die Praxen und Krankenhäuser, besonders heute, wo vorgegauckelt wird, dass man dort Tamiflu oder andere Wundermittel bekommt. In Wirklichkeit werden diese Orte also vor allem zur Massenansteckung beitragen, mehr noch als Schulen und Kindergärten. Man müßte sie also eigentlich schließen.

Und bezogen auf die Praxen sollte man das wahrscheinlich auch machen. Ich stelle mir das so vor, dass wir nur telefonisch zu erreichen sind und bei Erkrankten Hausbesuche organisiert werden, dazu werden wir dann mit entsprechender Schutzkleidung auftreten. Das wird natürlich die Zahl der behandelbaren Patienten einschränken, aber da wird man dann durch telefonische Vorbesprechung die schweren Fälle herausfinden müssen. Für Krankenhuser wird man das tun müssen, was allgemeine Notfallpraxis ist: >Triage< d.h. vor dem Einlass wird aufgeteilt in 3 Gruppen, die hier wären: 1. Dringend behandlungsbedürftig mit nicht epidemieverdächtigen Krankheitserscheinungen. 2. Dringend behandlungsbedrtig mit epidemieverdächtigen Krankheitserscheinungen und 3. Nicht so dringend behandlungsbedürftig. Die ersten beiden Gruppen müssen in getrennten Kanälen ins Krankenhaus aufgenommen werden, die dritte nach Hause geschickt, auch wenn sie Grippesymtome zeigt.
Panik oder nicht Panik ist hier nicht die Frage, wir müssen mit Konsequenz und Gelassenheit an die sich stellenden Probleme heran gehen. Ich glaube im Moment, dass es nicht so schlimm kommen wird, aber dass wir auf Schlimmeres vorbereitet sein müssen.

Meister 14.06.2009, 14.17

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von orangata

Wenn man es bei dir jetzt so liest, hört es sich echt dramatisch an.
Ich dachzte bei bisherigen Meldungen immer, dass wie immer übertrieben wird.

vom 14.06.2009, 22.40
Antwort von Meister:

Es wird vielleicht auch übertrieben teilweise, aber dass ein wirkliches Problem zu Grunde liegt, dürfte außer Frage stehen. Man sollte durchaus vorsichtig sein, dann macht man nichts falsch. Wobei, wie gesagt, es durchaus sein kann, dass das Problem sich erst im zweiten Durchlauf radikalisiert.