Meisters Romantic
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Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Wahlkampf

Das Wahlhearing





Offene Bühne, rechts ein Doppelstehpult, links ein Doppelstehpult, von der Seite kommt Web.A. Master auf die Bühne und adressiert das Publikum.

Web.A.Master:

Hochverehrtes Publikum, heute werden wir das Duell der Quanzlerkandidaten erleben, sie werden hautnah dabei sein, wenn die beiden Kontrahenten um die Gunst der Volksmassen buhlen, vielleicht werden wir heute schon eine Vorentscheidung erleben. Wer wird die Fragen besser auf die Hörner nehmen, wer wird die Schicksalsfragen unserer Zukunft so klar beantworten, dass alle ihm oder ihr zurufen: Du sollst sie haben, die Palme unseres Vertrauens, für die nächsten 4 Jahre wollen wir Deiner Klugheit und Weisheit, Deiner Entscheidungssicherheit und Vision vertrauen. Mir steht zur Seite ein Profi in diesem Geschäft, Charles-Ernest Diablotain, der Mann für die politisch unkorrekten Fragen, er spielt hier den Advocatus diabulimicus, weil er so empfindlich wie ein Seismograph auf problematische politische Aussagen reagiert, vulgo: er neigt stark zum Erbrechen. Kommen Sie zu mir Charles-Ernest!

Beifall. Von der Seite herein kommt der gerufene, im weissen Anzug und mit einem 10 Liter Plastikeimer in der Hand.

C.-E.Diablotain:

Danke für die nette Vorstellung. Aber nennen sie mich doch bitte Ci-Ii, das tun alle meine Freunde. Liebes Publikum, Bulimie ist eine ernste Erkrankung und nichts liegt uns ferner als uns darüber lustig zu machen, im Gegenteil, wir von der diabulimischen Vereinigung kämpfen für die Solidarität mit den Bulimikern, auch wenn die Mitglieder unserer Organisation etwas anders strukturiert sind. Wir sind alle hochsensibel auf politisches Gewäsch und Geseier, auf Lügen und leere Versprechungen, es treibt uns die Übelkeit ins Gesicht und den Mageninhalt heraus, unser ideeler Gründungsvater war Max Liebermann der angesichts der Nazis das Wort prägte: >ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte!< Deshalb habe ich heute gut gegessen und mir vorsichtshalber einen geräumigen Eimer mitgebracht, den im Notfall diskret zu nutzen ich ihnen verspreche.

Web.A.Master:

Danke dass sie gekommen sind, lassen sie uns gleich mitten ins politische Wahlkampfgetümmel gehen. Ich rufe auf die Bühne den Quanzlerkandidaten der regierenden Sozialpiraten Deutschlands den äußerst ehrenwerten Franz---Walker---Stonemower !!

Lautes Tröten im Publikum, der Gerufene kommt mit einer roten Fahne mit schwarzem Piratenschädel auf die Bühne, schwenkt jovial die Fahne und stellt sich am linken Stehpult auf.

Web.A.Master:

 Und jetzt rufe ich die amtierende Quanzlerin und Vorflitzende der regierenden catholisch demographischen Union Frau Änni Mecker auf die Bühne !!

Weiteres Tröten. Die Gerufene kommt im rot-schwarzen Hosenanzug mit  zu kurzer Jacke und einer schwarzen Fahne mit rotem Piratenschädel auf die Bühne und stellt sich neben F.W.S. auf.

Web.A.Master:

Ich erspare mir lange Vorreden, stelle aber fest, dass die beiden Protagonisten ihr Image allerjüngst poliert haben, die Fahnen kommen mir auch noch sehr frisch vor, ist das ihr Kontrastprogramm? Also zunächst Herr Kandidat Stonemower, wieso haben sie ihren Namen so aktualisiert. Was wollen Sie uns damit sagen?

C.-E.Diablotain: Ist >mowe< nicht das schottische Wort für f... ?

Web.A.Master: Stopp, so ein Wort sagt man nicht im Fernsehen!

C.-E.Diablotain: Wir sind doch gar nicht im Fernsehen.

Web.A.Master: Man kann nie wissen!

F.W.S.:

Also meine lieben Wählerinnen und Wähler, liebe Deutsche und solche die ich noch dazu machen werde, das Anliegen der Sozialpiraten Deutschlands, genauer unser Hauptanliegen ist die sowjetische Gewichtigkeit in Deutschland.

Web.A.Master:

Was haben sie gerade gesagt?

F.W.S:

Nun hören Sie doch mal hin, wenn ich etwas sage! Unser Hauptanliegen ist die saisonale Geschlechtlichkeit in Deutschland.

Web.A.Master:

Meinen Sie >soziale Gerechtigkeit < ?


F.W.S.:

Das sag ich doch die ganze Zeit, wollen Sie mich aus dem Konzept bringen, oder was?

C.-E. Diablotain:

 Was meinen Sie denn damit in Wirklichkeit?

F.W.S.:

Wir haben die soziale Piraterie auf unsere Fahnen geschrieben, wir nehmen von denen, die haben und geben denen, die nehmen. Und das machen wir so lange bis in diesem Lande alle nichts haben, denn dann ist es viel einfacher zu sagen: mehr für alle ist machbar.

C.-E. Greift zu seinem Eimer.

F.W.S.:

Außerdem ist es eine schreiende Ungerechtigkeit, die ich zu beseitigen trachte, dass diese Person neben mir seit 4 Jahren dieses Amt besetzt, das mir persönlich von Kaiser Gerhard vererbt wurde. Heil seinem Angedenken!

C.-E. Dreht sich zur Seite, den Kopf über den Eimer geneigt.

F.W.S.:

Ich habe einen Plan vorgelegt, wie in diesem Land 80 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden können, einfach indem jeder hier da arbeitet, wo er gerade steht und liegt, er braucht ja nichts zu tun. Wir haben so viele Milliarden verpulvert, da werden wir den Rest auch noch schaffen (lautes Würgen von C.-E). Ich stehe hier für Bildung auf allen Kanälen und fordere hiermit die Oberhoheit der GEZ über alle Schulen und Hochschulen, freies Fernsehen im Unterricht, das frische Leben in den Medien bringt uns die Bildung doch fast gratis. Wir werden durchsetzen, dass jeder deutsche Schüler eine Fernbedienung in der Tasche hat, und wir werden ermöglichen, dass das Zentralabitur für alle, samt richtiger Lösungen allen Bedürftigen kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Auch der freie Zugang zu den Universitäten wird sichergestellt, indem wir damit aufhören all die überflüssigen Leerkräfte zu bezahlen, wozu ist denn der Computer erfunden worden, der freie Zugang zu allem ,vor allem freie Kopiermöglichkeiten rund um die Uhr. Nun sagen sie nur ,wir hätten nicht unsere Lektion gelernt. Wir wissen was Deutschland braucht und will, und wir werden es diesem Lande geben: Geschmierte Brote und schmierige Spiele! 

C.-E. Hebt den völlig grünen Kopf aus dem Eimer und fragt matt:

Sind sie jetzt fertig?

F.W.S:

Mit ihnen bin ich fertig, ein für alle Mal, sie ,sie...

Web.A.Master:

Und die catholisch demographische Union, Frau Bundesquanzler, wird sie es schaffen, wie im Parteiprogramm angegeben, den Anteil des ehelichen Verkehrs zu erhöhen und die Geburtenrate wie versprochen um den VonAlleinFaktor von 35plusX mal Pi-Quadrat alles in Klammern hoch Null zu erhöhen?

Änni Mecker:

Danke, dass sie mir diese inhaltlich schwergewichtige Frage gestellt haben. Dieser Faktor, wie man leicht ausrechnen kann, ist ein ehrgeiziges Ziel, da kommt man ins Grübeln, wie sich netto zu brutto verhält, wenn der katholische Verkehr zum Beispiel wie in Irland linksherum veranstaltet wird, aber, wie sie vielleicht wissen, bin ich in einem protestantischen Pfarrhaus aufgewachsen , und das bedeutet, ich verstehe unter >Berlin ist eine Messe wert<, dass der Zaun in der Uckermark, über den man nicht tot hängen möchte, jetzt mitten in dieser Stadt aufgestellt wird. Niemand hat die Absicht eine Mauer aufzubauen, aber vielleicht wenigstens einen Zaun, beispielsweise zwischen rein katholischem Linksverkehr und protestantischem Rechtsverkehr im kontinentalen Stil, wenn sie wissen, was ich meine. Also wenn die Geburtenrate nur durch außergewöhnlichen Verkehr zu erhöhen ist, dann sind wir so katholisch, dass wir trotzdem dafür sind, fragen sie die Ursula, die ich von der Leine gelassen habe. Und was diese soziale Dings und diese Bums, äh,  Bildung überhaupt anbelangt schliesse ich mich den Ausreden meines Vorredners an, muss aber betonen, dass er allein für all den Bockmist in diesem Gebiet verantwortlich ist. Und wenn wir jetzt das Haushaltsloch ansehen, das wir verursacht haben, dann gibt das unseren Parolen vom >mehr für alle< eine ganz neue Dimension, nämlich die Dimension nach unten, und wenn sie mich fragen, ob wir die Steuern erhöhen oder erst nach der Wahl , dann sage ich ihnen, Österreich ist so ein schönes Land, und dort war man schon so weit die große Koalition so zu verewigen, dass man wieder den Kaiser holen könnte, das können wir auch, und wenn sie mich fragen, ob ich Franz-Walker als Kanzler für möglich halte, dann muss ich ihnen sagen, da müssen wir erst die Österreicher fragen. Eigentlich haben wir ja noch einen gut, denn sie haben ja schon mal bei uns den Kanzler stellen dürfen.

Web.A.Master:

Ich danke ihnen für die Antwort auf all die Fragen, die ich nicht gestellt habe. Ci-Ii, hast Du noch Fragen?

C.-E.Diablotain, immernoch ziemlich grün, den Eimer vor sich auf demTisch:

Frau Bundesquanzler, warum haben sie denn eigentlich diese schwarze Fahne mit dem roten Piratenschädel drauf, haben sie nicht Angst vor Verwechslungen?

Änni Mecker:

Wie sie ja bemerken, führen wir einen äußerst harten Wahlkampf, der inhaltlich bis an die Belastungsgrenze des Vakuums vordringt, und ich muss das wissen, denn ich habe noch in der DDR studiert, und darum freuen wir uns auch schon so, wenn wir dann endlich wieder gemeinsam an unserem schönen Kabinettstisch Platz nehmen können, und die Ulla eine Schnulze aus Spanien zum Besten gibt und der Sigmar sein selbst gebasteltes AKW-Modell sprengt. Und unsere Fahnen werden dann gemeinsam und harmonisch über  Kanzleramt und Reichtag wehen und im strammen Gegenwind flattern. Die Farbabstimmung ist gut gelungen, nicht wahr?

C.-E. Diablotain, jetzt dunkelgrün, in den Eimer murmelnd:

Und die große Koalition geht dann also weiter? Bis wann denn bloß?

Änni Mecker:

Stört Sie das >groß< ? Man könnte sie ja auch umbenennen, vielleicht in "Koalition der Volksgemeinschaft" und das >groß< für mich reservieren. Ich beanspruche ja gar nicht die Erblichkeit meiner Dynastie, vielleicht könnte sogar F.W.S. ja nach meinem Ableben, natürlich nur, wenn er sich immer gesund ernährt und sich nicht so oft künstlich aufregt, dann seine Gerechtigkeit kriegen. Ich meine, diese Titel sind doch nur vordergründig, wir teilen doch nach guter Tradition unter diesen Fahnen die Beute zu gleichen Teilen. Und wir finden auch noch einen passenden Titel für ihn, vielleicht >Papst der Protest-Tanten< oder >Präsident von Europa und der angeschlossenen Territorien< oder so.

So ganz nebenbei haben sich drei große Körbe von hinten in die Mitte der Bühne geschoben. Vom ersten springt der Deckel auf und es erscheint Dildo Westwall der smarte aber gereifte Chef einer gelblichen Oppositionspartei.
 
Dildo Westwall:

Da haben wir den Skandal. Sie macht uns schöne Augen, will aber lieber wieder mit dem Stonemower ins Koalitionsbett als mit mir.

F.W.S.:

Raten sie mal woran das liegt, sie, sie,...!

Web.A.Master:

Bitte keine politischen Unkorrektheiten, es könnten Kinder zuschauen!

Dildo Westwall:

Schon die ganze Veranstaltung hier suggeriert, dass es nur um die beiden ginge, aber aus meiner Sicht - und ich bin Jurist - machen sich Piraten am Besten an einer Rah, so machte man das im Mutterland der Demokratie, also meine beiden Herrschaften, haben sie zu ihrer Verteidigung noch etwas zu sagen, sonst können wir den Prozeß auch abkürzen, ich beantrage die Höchststrafe! Steuern Runter und Piraten raufziehen!

Der zweite Korb platzt auf, heraus schnellt Claudine Rouge-Vert, eine weitere hoffnungsvolle Oppositionelle:

Aber Dildo, mäßige dich doch, Du kennst sie doch schon alle so lange, Du kennst doch sogar ihr Wohnzimmer, wo ihr den Präsidenten gezeugt habt.

Änni Mecker:

Es war sein Wohnzimmer und nix ist bezeugt worden. Was will die Schlampe hier, mit wem willst Du denn koalieren?

Claudine Rouge-Vert: Ich koalier  mit mir selbst!


C.-E.Diablotain, röchelnd brechend:

Schluß mit dem Schweinkram, Kameraden haltet doch die Bühne sauber!

C.R.-V.:

Grün ist immer sauber, die anderen sind die Schmutzfinken, der Stonemower möchte zu gern mit allen, aber er kann mit keiner. Es fehlen ihm potente Prozente, eine ganze Menge Prozente.

Der dritte Korb öffnet sich mit trara und heraus tritt Oskar-Illjitsch Doppelglatzkopf ganz seriös und mild:

Ich kann vielleicht helfen mit den Prozenten. Ich bin so neu, so sauber, so gerecht, an mir ist überhaupt nix schlecht. Ich bin der weisse Ritter, wer das nicht glaubt, bereut es bitter. Ihr könnt mit mir gern koalieren, Sowjetdeutschland kommt erst später, das kann ich garantieren. Ihr müßt nicht gleich das Lager fürchten, das hat noch Zeit, glaubt nicht den Gerüchten. Wir werden nicht gleich über euch lachen, vorher müßt ihr uns erst salonfähig machen.

Die Tür fliegt auf und quer über die Bühne kommt ein Mann herangestapft im okerfarbenen Mantel mit Herrenhandtäschchen, die Zähne sitzen ihm etwas locker:

So jeht das nisch, Herr Webmister, die janzen Affen dürfen hier singen, und was is mit mir, isch bin de aussischtsreischeste Kandidat, aber isch werde totjeschwiejen. Aber nisch mit mir, isch hau aufn Putz. Hier is meine Fahne! Er zieht aus dem Mantel eine riesengroße Fahne, rollt sie auseinander, präsentiert sie und schwenkt sie : darauf steht H U S T !

Web.A.Master:

Was heisst denn das nun wieder? Ich dachte sie haben Rücken und Kreislauf!

Horst Schlimmer:

Nein, nisch nur, wir haben auch Husten. H.U.S.T. : heisst abgekürzt >Horst und seine Truppe< also es is jetz mehr als isch selber schon bin. Und unser Schlachtruf wird erklingen durch die Wahlversammlungen, die Opernhäuser, Schauspielhäuser und alle anderen schweinegrippeverseuschten Häuser. (Lautes Husten im Publikum und Gelächter). Ein bombastisches Husten wird durch unser Land gehen und wird zu einem heftijen massiven Auswurf führen, an den die Herrschaften hier alle noch denken werdn, wenn sie bis zum Knöchel tief drin stehn.

C.-E.Diablotain:

Vorher hieß es doch >Horst Schlimmer Partei<, oder nicht?

Horst Schlimmer:

Wissn se, Herr Diebels, isch lerne auch dazu. Meine Konkursrenten oder wie se alle heissen, haam mir schon mein >mehr für alle< geklaut, aber isch kontere >mehr Meer für alle< und mit dem Namen isses so: es reicht auch bis nach de Wahl, dasse merken, dass alles Schlimmer wird.

Wirft Rauchbomben auf die Bühne und ins Publikum, Rauch entsteht , es folgt ein bombastisches Husten und totaler Nebel.

Aus dem Nebel taucht Web.A.Master auf, hält sich das Taschentuch vors Gesicht:

Ich hoffe wir haben ihnen mit unserer Veranstaltung heute einige Klarheit für ihre Wahlentscheidung bringen können.

Vorhang

Meister 26.08.2009, 20.00 | (0/0) Kommentare | TB | PL