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Ausgewählter Beitrag
Schlimmer als Hysterie ist......
Doppelhysterie: gestern war wirklich die Hölle los, man hat langsam den Eindruck, dass einige Leute kurz vor dem Ausflippen sind. Die Angst vor der Schweinegrippe treibt merkwürdige Blüten, und die Angst vor der Schweinegrippeimpfung erledigt den Rest. Es sind nicht nur die Leute, die schier verrückt sind, sondern dass setzt sich dann in den professionellen Bereich fort. Die einen Leute telefonieren wie die Verrückten, weil sie unbedingt die Grippeimpfung wollen und zwar sofort. Die sind zwischen todtraurig und aggressiv, wenn sie erfahren, dass impfen noch nicht geht. Als habe man ihnen den Platz im Rettungsboot der Titanic verweigert. Die anderen haben Angst vor der Grippe und Riesenangst vor der Impfung. Es besteht die Gefahr, dass demnächst Todesstrichlisten verglichen werden: auf der einen Seite die Medientoten der Grippe, auf der anderen die Medientoten der Impfung.
Ich habe mich schon bemüht beruhigend zu wirken: weder ist die Grippe bisher so schlimm, noch gibt es Anzeichen dafür, dass die Impfung schlimme Nebenwirkungen hat und man muss doch auch nicht übertriebene Eile bezüglich der Impfung haben, kann doch erstmal die wirklich Gefährdeten impfen und dann diejenigen, die schon halbtot vor Grippeangst sind. Wenn dann ein paar Millionen geimpft sind, wird man besser einschätzen können, ob man bedenkenlos in die Breite impfen kann oder lieber nicht.
Man muss in aller Ruhe die Impfinfrastruktur einrichten, langsam anfangen und genau aufklären. Sollte es zu einer Verschlimmerung des Erkrankungsverlaufs kommen, was gar nicht unbedingt sein muss, kann man jederzeit massenhaft impfen, wenn die gesamte Logistik steht und der Impfstoffnachschub rollt.
Überraschender Weise stellt sich jetzt heraus, dass die bestellten 50 oder gar 80 Millionen Dosen gar nicht vorhanden sind, sondern nach und nach produziert werden. Das ist zwar logisch, denn der Prozess ist zeitaufwendig und die Produktionsanlagenkapazität begrenzt, aber es besteht schon die Frage, welche Liefertermine für welche Mengen verabredet oder möglich sind, denn im Laufe des Jahres 2010 wird es ja auch etwas absurd diese Impfung durchzuführen. Hat sich das Virus eventeull verwandelt bevor der Impfstoff verimpft ist?
Mit wem man gestern auch gesprochen hat, alle waren schwer betroffen von der Wucht der Verunsicherung der Leute. Der Chefarzt der Kinderklinik fragt an, ob wir Leute zum SG-Test zu ihnen geschickt hätten: haben wir natürlich nicht, sondern die Leute haben das schlicht erfunden. Es soll Schreiereiszenen in Krankenhausambulanzen gegeben haben.
Das Labor klagt, dass massenhaft unnütze SG-Tests eingeschickt werden, die damit gerade wieder verhindern, dass die wichtigen innerhalb von 24 Stunden bearbeitet werden können. Denn die Tests haben nur einen Sinn in dieser Situation: bei schwer Kranken mit Grunderkrankung rechtzeitig herausfinden, ob eine entsprechende Therapie gemacht werden muss.
Aber Leute sind jetzt offenbar auf die Idee gekommen, dass sie vielleicht aus dem Dilemma mit der Angst vor Impfung vs Angst vor Erkrankung rauskommen, wenn nachgewiesen wird, dass sie es hatten. Aber auch da muss man sie enttäuschen: der serologische Nachweis kann nicht zwischen früheren Grippen und Impfungen einerseits und SG andererseits unterscheiden. Und der Abstrichtest kann nur gemacht werden, wenn jemand als SG-Verdacht gemeldet und in vorläufige Quarantäne verbracht wird. Und das gilt auch für gesetzlich wie privat Versicherte! Auch das Angebot, es selbst zu bezahlen, macht es nicht möglich.
Das Anwachsen der Doppelhysterie im Verlaufe der Woche ist erschreckend, da fragt man sich wie es weiter geht. Sicher scheint, dass die Fallzahlen in den nächsten Wochen weitere steigen werden. Das ist die Erfahrung jeder Grippeepidemie, z.B. der vom letzten Winter: von dem Zeitpunkt, wenn man feststellt, dass es deutlich massenhaft Grippefälle sind, wachsen die Zahlen zwei drei Wochen an, und dann verharren sie weitere 3 bis 4 Wochen hoch bevor sie langsam zurück gehen. Das muss vielleicht nicht immer so sein, war aber beim letzten Mal ganz eindeutig so.
Weil die Epidemie jetzt so richtig ins Laufen kommt, sind natürlich die früheren Massnahmen wie Schulenschliessung jetzt absurd. Soll man bis März zumachen? Die SG hat einen Vorteil, der ein Nachteil ist: viele Betroffene sind so leicht erkrankt, dass sie weiter rumrennen und anstecken.
Und was soll man tun? Wenn man krank ist, sollte man zuhause bleiben, wenn man sich schlecht fühlt sollte man sich schonen und eventuell ins Bett legen. Damit erspart man sich Komplikationen und der Umwelt Ansteckung.
Fast allen Erkrankten geht es innerhalb von einigen Tagen wieder besser, aber genau dann sollte man vorsichtig statt übermütig sein: wenn man zu schnell wieder aufdreht, riskiert man bei Grippe oft einen Rückfall.
Meister 13.11.2009, 10.51
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Kommentare zu diesem Beitrag
Ich muß es doch einmal schreiben, bin Dir sehr dankbar für diese Beiträge/Aufklärung.
Die Verunsicherung wächst...und es ist gut Deine Erfahrungen lesen zu können.
Nur eines: mit dem zu Hause bleiben, wenn man sich nicht so gut fühlt, das kann sich leider fast niemand mehr erlauben...(Leider!).
LG, Petra
vom 13.11.2009, 11.10
Das ist wirklich traurig, dass Leute sich halbkrank auf Arbeit schleppen müssen, hilft vor allem niemandem letztendlich.
LG zurück, achim
Für Schulschließungen wäre ich sofort.
Stell dir nur mal vor, man könnte in Ruhe Plätzchen backen, sich in eine Ecke kuscheln und lesen, Hörbücher hören........
Gruß
orangata
vom 13.11.2009, 16.26
Na dann aber bis März !